Not all those who wander are lost.
Der Herr Der Ringe, J.R.R. Tolkien
Dieses Zitat aus Der Herr Der Ringe kommt mir sofort in den Kopf, wenn ich auf mein Theologiestudium blicke, das nun zu größten Teilen als lange Reise bereits hinter mir liegt:
Ich trat diese Reise direkt nach dem Abitur ebenso unvorbereitet an, wie Frodo seine in Der Herr Der Ringe. Statt Gandalf begegnete mir in einem Film eine Motorrad fahrende Pastorin in Lederjacke. Das erst sorgte dafür, dass ich darüber nachdachte, ob ich die Reise zu diesem Berufsziel antreten will.
Im Gepäck waren mein generelles Interesse an der Arbeit mit Menschen, meine positiven praktischen Erfahrungen damit im kirchlichen Kontext und vor allem meine Neugier, durch das Studium mehr über mich und meinen Glauben zu lernen.
Damit brach ich in meine Geburtsstadt Kiel auf, um dort mein Theologiestudium zu beginnen, wo auch meine Wurzeln liegen.
In Kiel bin ich oft am Meer entlang spaziert, habe mehrfach zu Konzerten auf der Kieler Woche getanzt und den alten botanischen Garten zu allen Jahreszeiten bewundert.
Nach der Zwischenprüfung setzte sich mein Studienweg in Göttingen fort. Grund dafür war vor allem die bessere Anbindung an meine wirkliche Heimat, meine Familie und Freunde*innen.
In Göttingen habe ich mich mit den Bergen angefreundet, bin aber trotzdem lieber am Kiessee spaziert und habe mich mehrfach an den blühenden Kirschblüten auf dem Campus erfreut.
Im Grundstudium war nicht das Erlernen der alten Sprachen die größte Herausforderung für mich, sondern vielmehr die Frage:
„Passt dieser Weg wirklich zu mir?“
Nach meinem Gemeindepraktikum in Hamburg fanden sich neue wertvolle Erfahrungen im Gepäck:
Die Arbeit mit alten Menschen und das Halten einer eigenen Predigt und Andacht.
Durch diese wusste ich dann für mich sicher: „Später will ich Pastorin werden, ich bin auf dem richtigen Weg.“
Zu diesem Zeitpunkt entschied ich auch, mich auf die Studierendenliste der Oldenburger Kirche setzen zu lassen, da ich später als Pastorin in meiner Heimat arbeiten wollte.
Im Hauptstudium stieg dann der Druck, den ich mir machte, dieses Berufsziel auch zu erreichen und gleichzeitig meine Angst, auf dem Weg dahin zu scheitern.
Neue Fragen wurden zu noch größeren Herausforderungen für mich:
„Wie kann ich diesen Weg am besten schaffen? Was bedeutet „am besten“?
Mit den besten Noten? Mit dem größten Wissensschatz? Am schnellsten?“
Meine weitere Studienreise zeigte mir, was für mich am besten auf diesem Weg war:
Ich traf immer wieder auf großartige Gefährten*innen, Menschen, die meine Reise durch gute Gespräche und gemeinsames Lachen bereicherten.
Ich packte einige Schätze aus Seminaren und Vorlesungen in meinen Reiserucksack, für mich besonders wertvoll erscheinendes Wissen zu „Frauen in der Kirchengeschichte“, „Homiletik“ oder „Medizinethik“.
Ich nahm mir auch die Zeit für Pausen, einen Blick an den Wegesrand und riskierte Umwege, um Chinesisch zu lernen, mich mit dem Islam zu beschäftigen oder in philosophischen Vorlesungen darüber nachzudenken, was „Gutes Leben“ ist.
So konnte ich auf meiner langen Reise durch das Studium viel für mich, mein Leben, meinen Glauben und den späteren Beruf mitnehmen.
Hätte mir am Anfang der Reise jemand gesagt, ich könne von riesigen Adlern direkt ans Ziel getragen werden, dann hätte ich hoffentlich in dem Bewusstsein, was ich so alles Schönes und Wertvolles auf dem Studienweg verpasse, „Nein“ gesagt.
Jetzt stehe ich am Ende meiner Studienreise mit all den Erfahrungen und Erinnerungen im Gepäck vor einem letzten Berg von Hausarbeiten, den es zu erklimmen gilt, um dann direkt in das Auge des Vulkans zu schauen und die letzte große Prüfung, das Examen, zu bestehen.
Auch dazu fällt mir abschließend ein passendes Zitat aus Der Herr Der Ringe ein:
A wizard is never late, Frodo Baggins. Nor is he early; he arrives precisely when he means to.
Der Herr Der Ringe, J.R.R. Tolkien